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Seite:Die Edda (1876).djvu/106

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Anonym: Edda

Sehnsucht scheucht dich
Von Morgen zu Morgen;
Wie die Distel dorrst du,   die sich gedrängt hat
In des Ofens Öffnung.

32
Zum Hügel ging ich,   ins tiefe Holz,

Zauberruthen zu finden:
Zauberruthen fand ich.

33
Gram ist dir Odhin,   gram ist dir der Asenfürst,

Freyr verflucht dich.
Flieh, üble Maid,   bevor dich vernichtet
Der Götter Zauberzorn.

34
Hört es, Joten,   hört es, Hrimthursen,

Suttungs Söhne,57   ihr Asen selber!
Wie ich verbiete,   wie ich banne
Mannes Gesellschaft der Maid,
Mannes Gemeinschaft.

35
Hrimgrimnir heißt der Riese,   der dich haben soll

Hinterm Todtenthor,
Wo verworfene Knechte   in knotige Wurzeln
Dir Geißenharn gießen.
Anderer Trank   wird dir nicht eingeschenkt,
Maid, nach deinem Willen,
Maid nach meinem Willen!

36
Ein Thurs (Th) schneid ich dir   und drei Stäbe:

Ohnmacht, Unmuth, Ungeduld.
So schneid ich es ab   wie ich es einschnitt,
Wenn es Noth thut so zu thun.


Gerda.
37
Heil sei dir vielmehr,   Held, und nimm den Eiskelch

Firnen Methes voll.
Ahnte mir doch nie,   daß ich einen würde
Vom Stamm der Wanen wählen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/106&oldid=- (Version vom 31.7.2018)