großen Meister, den Nachfolger Beider, Paolo Veronese.
Wir verlassen hier das Zimmer Tizian’s und treten in
geboren um 1528, gestorben 1588. Hatte Tizian in der neuen Richtung, welche Giorgione der Kunst gegeben, die schöne hellenische Sinnlichkeit aus dem venetianischen Leben hervorgehoben, so stellte Paolo Veronese es von der Seite des schönen Scheins dar. Er ist der gewaltige Meister in der Pracht der Farbe. Die Erscheinung der Vornehmen in kostbaren Gewändern bei festlichen Aufzügen und bei der Tafel hat er besonders gern dargestellt. Und dennoch schleicht auch hier ein wehmüthiger Zug, die Vorahnung des Unterganges aller italienischen Herrlichkeit, darüber hin. Die Dresdener Galerie besitzt seine vorzüglichsten Werke. Er hat hier ein reiches Bilderbuch aufgeschlagen.
So heißt dieses Gemälde; es stellt aber in der That eine wahre oder erdichtete Begebenheit aus der Zeit des Meisters im Gewande jener biblischen dar. Wir müssen immer wiederholen, daß die bildende Kunst keinen höheren Zweck hat, als die Darstellung ihrer Zeit, sei es in ihrer unmittelbaren Erscheinung, oder
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)