desto reizender sich emporhebt. Der rechte Oberarm ruht zurückgehend an dem Altangesimse, der Vorderarm geht herüber und lagert sich längs der schönen Hüfte hinunter, mehr und mehr sich herüberhebend, bis die schöngebogene Hand mit den matt auseinander gehenden Fingern über dem rosig sich vordrängenden Kniee sicher sich hinlagert. Eine Amorette steht vor dem rothen Vorhange hinter ihr und hält einen Kranz von Tausendschönchen über ihr perlendurchflochtenes Lockenhaar. Der Perlenschmuck in dem Ohre und um den weichen Hals und die goldenen Spangen um die Handgelenke zeigen uns, wie zwischen Weiß und Gelb die rosige Farbe des Lebens glüht.
Wie mit der höchsten Schönheit zugleich der Schmerz über ihre Vergänglichkeit verschmilzt, so spricht auch aus dieser Lebensfülle eine unwiderstehliche Wehmuth.
Eine blonde venetianische Schönheit, feurig, wie die Granatblume, welche sie vor der Brust im Einschnitte des röthlichen Gewandes trägt. Es ist eine im Spiegel der Kunst festgehaltene Tochter eines venetianischen Handelsaristokraten, aufgeblüht in der weichen Luft der Lagunen und im Schatten des Palastes ihres Vaters, des königlichen Kaufmannes.
Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)