Siebenter Gesang.
Unterdeß erwartete lang vergeblich
Ihren Freund die Königin Selmira:
Ordnen ließ sie ein verschwenderisch Gastmahl,
Um den Großen ihres Reichs den theuern
Doch es fehlt der Gast. Selmira sendet
Frau’n und Diener aus mit Fackelbränden,
Die den Fremdling durch des weiten Gartens
Schattige Lauben und Terrassen suchten.
Vom Matrosenvolk zurückgelassen,
Bei der Quelle wahrgenommen; offen
Stand die Seitenthür des Parks, und Behrams
Flüchtiges Fahrzeug war hinweggesegelt.
Daß er weggeschleppt den Abbassiden
Schien Gewißheit. Eilig ward der Fürstin
Diese Schreckenspost verkündet. Plötzlich
Ueberrascht von ihrem Schmerze, stand sie
Selbstbewußter Sinn, und wo den armen,
Niedern Erdensohn ergreift Verzweiflung,
Ziemt’s dem Mächtigen, seiner mächtigen Mittel
Eingedenk, Verhängtes abzuwehren:
Das der Löwe leicht zerreißt. Selmira
Brach in solche Worte schnell gefaßt aus:
Auf! Im Nu verfolgt die Hochverräter!
Auf! und rüstet meine ganze Flotte!
Anzuflehn des Volkes ganze Jugend!
Was an Mannschaft auf der sandigen Rhede,
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)