Dein Besuch, noch ehe du mein gedachtest,
Schwebte mir im Geiste vor, und ehe
Her du kamst, um Hülfe heischend, half ich.
Denn er öffnet jene Pyramide.
Steig hinab, und wenn in einem großen
Saal du anlangst, dessen gläserne Wände
Tausendfach dein eigenes Selbst verdoppeln,
Aus massivem Gold, Juwelenkronen
Auf dem Haubt und diamantene Zepter
Jede haltend. Diese magst du laden
Auf ein Schiff und gegen Cairo führen;
Ueberläßt sie dir der Geisterkönig.
Aber höre, was er mild hinzufügt!
Noch ein siebentes Bild besitzt in seinem
Schatzgewölb’ er, ein unschätzbar Kleinod,
Millionenmale höhern Werts ist,
Als die sechs genannten. Jenes Bildniß
Bietet gern dir an der Geisterkönig;
Doch bedingnißweise nur, du mußt ihm
Eine Jungfrau, welche sechzehn Sommer
Ueberschritten hat, jedoch in höchster
Herzensunschuld keines bösen Triebs sich
Je bewußt war, eine solche mußt du
Meinen Händen überliefern! Nimm hier
Diesen Spiegel! Nur der reinen Jungfrau,
Deren Innres nie geheimer Vorwitz
Nach verbotener Lüsternheit bewegte,
Jede trübere Seele trübt sogleich ihn.
August Graf von Platen: Die Abbassiden. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Abassiden_(Platen).pdf/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)