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Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/20

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537 Das Joch der Knechtschaft wird ganz Hellas aufgelegt sein, 538 und ’alle‘[1] Menschen zugleich wird Krieg und Pest bedrängen. 539 Ehern wird ihnen Gott machen den großen Himmel droben 540 und Regenlosigkeit über die ganze Erde und sie selber eifern. 541 Aber dann werden die Menschen alle schrecklich jammern, 542 daß sie nicht säen und nicht pflügen können, und Feuer wird auf die Erde 543 ’bringen ...‘[2] der, welcher Himmel und Erde geschaffen hat, 544 und von allen Menschen wird der dritte ’Teil‘[3] wiederum sein.

545 Hellas, was vertraust du auf sterbliche führende Männer, 546 die dem Ziele des Todes nicht entgehen können? 547 Wozu bringst du eitle Gaben den Abgeschiedenen 548 und opferst den Götzen? Wer hat dir den Irrtum ins Herz gelegt, 549 dies zu thun, verlassend das Antlitz des großen Gottes? 550 Vor dem Namen ’des Allerzeugers hege Scheu‘[4] und laß ihn dir nicht verborgen bleiben. 551 Tausend Jahre sind es und andere fünfhundert, 552 seitdem die übermütigen Könige der 553 Hellenen regierten, die zuerst die Menschen zum Bösen anleiteten, 554 indem sie viele Bilder ’von abgeschiedenen Göttern stifteten‘[5], 555 um derentwillen ihr angeleitet wurdet, eitel zu denken. 556 Aber wenn des großen Gottes Zorn euch treffen wird, 557 dann werdet ihr des großen Gottes Antlitz erkennen. 558 Alle Seelen der Menschen werden mit großem Seufzen, 559 empor zum weiten Himmel ihre Hände hebend, 560 beginnen, den großen König als Helfer zu rufen 561 und zu suchen, wer ihnen ein Retter von dem großen Zorn sein werde.

562 Aber wohlan, lerne dieses und nimm es dir zu Herzen, 563 wie viele Leiden im Unschwunge der Jahre kommen werden. 564... Hellas ... [6] 565 zum großen Tempel des großen Gottes ein Ganzopfer darbringend 566 wirst du entfliehen vor dem Lärm des Kriegs und der Furcht 567 und der Pest und wirst dem Knechtesjoch wiederum entfliehen. 568 Aber bis dahin wird das Geschlecht gottloser Männer sein. 569 Wenn dann auch dieser schicksalsvolle Tag seine Vollendung bekommt 570 (denn nicht werdet ihr Gott opfern, bis alles geschehe, 571 was Gott allein beschließen wird, nicht ohne Erfüllung; 572 eine mächtige Notwendigkeit wird sein, daß alles erfüllt werde): 573 [dann] wird wiederum ein heiliges Geschlecht frommer Männer sein, 574 ’den Ratschlüssen und dem Sinne‘[7] des Höchsten anhangend, 575 welche den Tempel des großen Gottes verherrlichen werden 576 mit Spende und Fettduft und heiligen Hekatomben, 577 mit den Opfern wohlgenährter Stiere und ausgewachsener Widder, 578 und mit Schafen, die zum ersten Male geboren, und fettes Vieh von Lämmern 579 auf dem großen Altare heilig als Ganzopfer darbringend. 580 In Gerechtigkeit, indem sie das Gesetz des Höchsten erlangt haben, 581 werden sie glückselig die Städte und die fetten Fluren bewohnen. 582 Sie ’werden‘ selbst Propheten ’sein‘[8], von dem Unsterblichen erweckt, 583 große Freude allen Menschen bringend. 584 Denn ihnen allein hat der große Gott verständigen Rat gegeben 585 und Glauben und den besten Sinn in der Brust; 586 die da nicht in leeren Täuschungen noch Werke von Menschen, 587 goldene und eherne und silberne und elfenbeinerne, 588 und Bilder von hölzernen und steinernen abgeschiedenen Göttern[9], 589 irdene, mit Rötel bestrichene, geformte (?) Malereien[10], 590 ehren, wie es die Sterblichen [thun] nach eitlen Gedanken, 591 sondern zum Himmel erheben reine Arme, 592 frühmorgens vom Lager [aufgestanden] immer die Hände[11] reinigend 593 mit Wasser, und allein ehren den immer herrschenden[12] 594 Unsterblichen und sodann die Eltern. Darnach gedenken sie ausnehmend vor allen 595 Menschen der


  1. Meineke; „alles“ (Neutr. Plur.) Hdschr.
  2. Hdschr. „und es wird setzen vieles Gewebe“.
  3. Alex.; „Geschlecht“ Hdschr.
  4. Alex.; Hdschr. „[und] die Allerzeuger, hege aber Scheu“.
  5. Volkmann; Hdschr. „von G. den Abgeschiedenen“; „stifteten“ Alex.; Hdschr. sinnlos.
  6. Hdschr. „und die (Mask.) Hellas opferte von Rindern und lautbrüllenden Stieren“.
  7. Konj.; Hdschr. „den Ratschlüssen aber ...“ (verdorben).
  8. Alex.; Hdschr. „und“ oder Lücke.
  9. „Sterblichen“ Clem. Alex. im Citat. Vgl. 554.
  10. V. 589 wird von Clemens ausgelassen.
  11. „den Leib“ Clem.
  12. So Clem. statt „Gott, der immer groß ist, den“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)