Du bist ein Verräther, es fließt in dir
Kein Tropfen vom Eselsblute;
Du bist kein Esel, ich glaube schier,
Dich warf eine welsche Stute.
Sie ist gestreift zebräisch;
Auch deiner Stimme näselnder Laut
Klingt ziemlich ägyptisch-hebräisch.
Und wärst du kein Fremdling, so bist du doch nur
Du kennst nicht die Tiefen der Eselsnatur,
Dir klingt nicht ihr mystischer Psalter.
Ich aber versenkte die Seele ganz
In jenes süße Gedössel;
Ist jedes Haar ein Esel.
Ich bin kein Römling, ich bin kein Slav’;
Ein deutscher Esel bin ich,
Gleich meinen Vätern. Sie waren so brav,
Sie spielten nicht mit Galanterei
Frivole Lasterspiele;
Sie trabten täglich, frisch-fromm-fröhlich-frei,
Mit ihren Säcken zur Mühle.
Nur ihre Häute liegen,
Die sterblichen Hüllen. Vom Himmel herab
Schau’n[WS 1] sie auf uns mit Vergnügen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Schau’u
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/393&oldid=- (Version vom 31.7.2018)