noch von Wissenschaft reden, alles muß hier in Kunst übergegangen seyn.
Die Stickerei kann mithin auch, sofern sie zur Kunst sich erheben will, unter keinen andern Maasstab gestellt werden. Die Kunst muß entweder zürnen, oder lächeln, wenn der kleine Mensch, welcher nach ihren Höhen schreitet, ausser den Anstößen, die er findet, sich noch selbst Steine in den Weg wälzt. Sich Schwierigkeiten zu schaffen, um nach Ueberwindung derselben auf dem alten Platze zu stehen, kann nur einem Kinde übersehen werden. Es dürfte daher die Stickerei, wenn sie nichts mehr erreichen könnte, als der Malerei zu Gebote steht, ihre größere Mühe niemals in Anschlag bringen, sondern es sogar noch für eine Begünstigung ansehen, wenn man sie den Gesetzen des Malers unterwerfen, und ihr einen Kraftaufwand gestatten wollte, der mit seinen Wirkungen in keinem Verhältnisse steht.
Wenn aber die Stickerei weniger vermöchte, als die ihr verwandte Kunst, dann könnte wohl die Kritik auf nichts, als auf ihre gänzliche Verbannung dringen.
Unbekannt: Die Kunstausstellung zu Dresden im Jahre 1800. Arnold und Pinther, Pirna 1800, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Kunstbl%C3%A4tter_Die_Kunstausstellung_zu_Dresden_im_Jahre_1800.djvu/74&oldid=- (Version vom 13.10.2024)