In den westanatolischen Wilajets ist das armenische Element nicht so zahlreich vertreten, wie in den ostanatolischen.
In dem Mutessariflik Ismid zählten sie 71 000, im Wilajet Brussa 90 000, im Wilajet Angora 67 500, im Wilajet Aidin (Smyrna) 27 000, im Wilajet Konia 25 000, im Wilajet Kastamuni 14 000, zusammen rund 300 000. Im Mutessariflik Ismid und im Wilajet Brussa, die gegenüber von Konstantinopel und südlich des Marmarameeres liegen, fanden die Vorbereitungen zur Deportation Ende Juli statt.
Ein gewisser Ibrahim Bey, der sich in den Balkankämpfen als türkischer Komitatschi hervorgetan hatte und in Konstantinopel Aufseher am Gefängnis war, wurde in die Hauptplätze der Wilajets geschickt, nach Ismid, Adabazar, Bagtschetschik und anderen Orten, um dort Verhaftungen vorzunehmen und nach Waffen zu suchen. Vor drei Jahren hatte derselbe Ibrahim Bey in der Zeit der Reaktion im Auftrage des jungtürkischen Komitees in demselben Distrikt Waffen an die Armenier verteilt, damit sie, wenn nötig, die Herrschaft des Komitees gegen die Reaktion verteidigen sollten. Soweit Waffen vorhanden waren, waren sie schon freiwillig abgegeben worden. Als sich weitere Waffen nicht fanden, wurden die angesehenen Armenier ins Gefängnis gelegt und dort gefoltert. In Bagtschetschik ließ Ibrahim Bey 42 gregorianische Armenier, darunter einen Priester, verhaften und bis aufs Blut schlagen. Auch drohte er, den Ort niederzubrennen und mit den Einwohnern so zu verfahren, wie er es (im Jahre 1909) in Adana gemacht habe. Auch in Adabazar, Kürd-Bejleng und anderen Orten wurden die angesehenen Armenier in die
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/159&oldid=- (Version vom 31.7.2018)