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Seite:Der Todesgang des armenischen Volkes.pdf/158

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auf Stellungen, die besser zu verteidigen waren, zurückzogen. Da die Armenier nur eine geringe Zahl von Bewaffneten und wenig Munition hatten, mußten sie sich zuletzt auf den Geben-Berg zurückziehen. Am 20. Juli war ihre Munition erschöpft, während die türkischen Truppen Artillerie gegen sie in Stellung brachten. Am Nachmittag des 21. Juli erging der Befehl, daß sich alle Armenier mit ihren Frauen und Kindern in der Ebene von Andoka sammeln sollten, wo sich schon der größte Teil der Bevölkerung und der Flüchtlinge befand. Es waren gegen 50 000, die dort zusammenkamen. Dort beschloß man, sich zu teilen und nach verschiedenen Richtungen auf unwegsamen Bergpfaden durch die belagernden Kurden durchzubrechen. Ein Teil floh in die Berge von Dalworik, ein Teil nach Zowasar. Ein Teil schlug sich über Krnkan-Giöl nach Kan durch, wo sie auf die von Musch geflüchteten Armenier stießen. Die Leute von Schenek und Semal gingen über Korduk in das Tal von Amre und Zizern hinab, wo sie von den Kurden bis auf 87 Personen, die sich durchschlugen, vernichtet wurden. Die Leute von Aghdo kamen mit geringen Verlusten nach Zowasar und versteckten sich dort in den Felshöhlen. Die Leute von Geljegutzan und Ischchanzor wurden zur Hälfte aufgerieben. So wurde die Bevölkerung von Sassun zum Teil vernichtet, zum Teil in die Berge versprengt. Kurden und Türken streiften die Gegend ab, um die Versprengten abzuschießen. Von den Führern fielen Korion, Tigran und Hadschi. Am Leben blieben Ruben und Wahan Papasian, die sich mit kleinen Abteilungen in das Wan-Gebiet durchschlugen. Ende September trafen Ruben und Wahan Papasian in Eriwan ein. Sie schätzten die Zahl der damals vielleicht noch Lebenden, die sich nach verschiedenen Seiten zerstreut hatten, auf etwa 30 000. Da aber auch diese nur noch für kurze Zelt Lebensmittel hatten, muß man annehmen, daß sie inzwischen von den Kurden vernichtet oder Hungers gestorben sind.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)