machen, kein Russe oder Engländer hatte je Aussicht, hierherzukommen.
Über den Hergang bei der Deportation der armenischen Bevölkerung von Kharput berichtet der amerikanische Konsul von Kharput, Leslie A. Davis, das Folgende.
Der Inhalt des Berichtes stimmt mit Nachrichten aus deutscher Quelle überein.
Kharput, den 11. Juli 1915.
„Der erste Transport erfolgte in der Nacht des 23. Juni. Darunter waren einige Professoren des amerikanischen Kollege und andere angesehene Armenier, sowie der Prälat der armenisch-gregorianischen Kirche. Es liefen Gerüchte um, daß sie alle getötet seien, und es ist leider kaum zu bezweifeln, daß es der Fall ist. Alle armenischen Soldaten sind ebenfalls auf die gleiche Weise fortgeschickt worden. Nachdem sie verhaftet waren, wurden sie in einem Gebäude am Ende der Stadt eingesperrt. Es wurde kein Unterschied gemacht zwischen denen, die ihre gesetzliche Abgabe für die Militärbefreiung gezahlt hatten, und denen, die es nicht getan hatten. Das Geld wurde angenommen, und dann wurden sie arretiert wie die andern und mit diesen weggeschickt. Es hieß, sie sollten irgendwohin gebracht werden, um auf den Straßen zu arbeiten, aber niemand hat wieder von ihnen gehört, und zweifellos ist ihre Arbeit nur ein Vorwand gewesen.
Wie zuverlässige Berichte über einen gleichen Vorfall erkennen lassen, der sich am Mittwoch den 7. Juli abspielte, ist ihr Schicksal so gut wie entschieden. Am Montag den 5. Juli wurden viele Männer arretiert und sowohl in Kharput als auch in Mesereh[1] ins Gefängnis geworfen. Am Dienstag bei Tagesanbruch wurden sie herausgeholt und
- ↑ Mesereh ist die Unterstadt von Kharput.
Johannes Lepsius: Der Todesgang des armenischen Volkes. Tempelverlag, Potsdam 1919, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Todesgang_des_armenischen_Volkes.pdf/102&oldid=- (Version vom 31.7.2018)