mit eiligen Schritten und wehenden Schößen seines Diplomatenfracks umrundete und wiederholt schon in einem Schakal oder einem Wüstenfuchs einen anschleichenden Iringi zu erkennen geglaubt hatte.
Heinz Brennert saß indessen an dem nur leicht glimmenden Feuer und gab auf das leise über der Glut brozelnde Schenkelstück einer von Paul erlegten Säbelantilope acht.
Als der Ungar jetzt abermals von der Höhe des Talrandes ganz aufgeregt einen auf allen Vieren anschleichenden Feind meldete, rief Heinz ärgerlich zurück:
„Sie sehen Gespenster, bester Preszöni! Kommen Sie lieber zu mir herab und holen Sie sich Ihren Anteil an dem Lendenbraten.“
Der Ungar erwiderte nichts. Als Heinz aufschaute, war Janos dürre Gestalt verschwunden.
Das hatte seinen Grund.
Der man im verschossenen Diplomatenrock war sich jetzt seiner Sache ganz sicher. Gewiß – er hatte bisher mit seinem „Alarm, Feinde!“ stets daneben getroffen. Nun aber glaubte er, sich auf keinen Fall zu täuschen.
Die Gestalt, die dort von Westen her langsam tiefgeduckt über den hellen Boden der Wüste hinhuschte, war ohne Zweifel ein Mensch, – ein Mann in einem langen Burnus.
Janos benahm sich jetzt sehr schlau. Er tat, als habe er nichts Verdächtiges bemerkt, setzte seine Runde um die das Tal einschließende Sanddünen fort, versteckte sich dann aber hinter einer von jenen zwei Klippen, die am Nordrande emporragten.
Der Mann im Burnus hatte sich inzwischen lang auf die Erde hingestreckt und war kaum noch zu sehen. Aber Janos verfügte über ein Paar sehr zuverlässige Augen. Er beobachtete die Gestalt des so vorsichtig Anschleichenden mit größter Spannung weiter und hatte dann auch sehr bald die Genugtuung feststellen zu können, daß der feindliche Späher – hierfür hielt er den Mann – sich wieder in Bewegung gesetzt hatte und auf den
W. Belka: Der Tempel Salomonis. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Tempel_Salomonis.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)