nach architektonischen Ueberresten um, nur hie und da nimmt man noch einige Merkmale von ehemaligen Wallgraben, einige größere Steine, u. s. w. wahr, die von einer früheren Befestigung zeugen.
Eine alte, seit Jahrhunderten unter dem Volke erhaltene Sage, scheint hier um so mehr eine Erwähnung zu verdienen, weil sie auf eine auffallende Art an Shakespear’s Macbeth erinnert, und die Bemerkung bestätigt, dass jede Gegend ihre eigenen Mythen habe, und daß die Uebereinstimmung derselben unter verschiedenen Völkern in dem Gemeinsamen der sie umgebenden Natur und in dem menschlichen Gemüthe gegründet sey. Diese, bloß mündlich fortgepflanzte, und mit altdeutscher Treuherzigkeit oft erzählte Sage lautet also: „Es war einmal vor Alters ein König, der hatte hier sein Schloß, worin er mit seiner Gemahlin und einer einzigen Tochter wohnte, auf die er gar viel hielt, und welche wunderbare Gaben besaß. Nun kam einmal sein Feind, ein König, der hieß Grünewald, und belagerte ihn in seinem Schlosse, und als die Belagerung lange dauerte, so sprach dem König, im Schlosse seine Tochter noch immer Muth ein.
Karl Wilhelm Justi: Der Christenberg, in Oberhessen. , Marburg ; Cassel 1820, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Christenberg,_in_Oberhessen.pdf/6&oldid=- (Version vom 23.2.2024)