bleibt es in letzterer Hinsicht auffallend, daß man einen Heiligen nicht innerhalb der geweihten Kirchenmauern, sondern neben der Kirche, unter freiem Himmel begraben haben sollte. Die Schatzgräber hielten das aufgefundene Skelett für das Skelett eines Heiligen oder Märtyrers, und sollen eine Tradition gehabt haben, daß hier ein solcher begraben sey. An das Skelett eines Verbrechers dachten sie gar nicht. Sie packten sogleich alle Knochen ein, und schickten sie fort, zogen auch selbst bald hernach ab, nachdem sie Dreiviertel-Jahre auf dem Christenberge gehauset hatten. –
Als ein gutes Zeichen der Zeit, verdient es gerühmt zu werden, daß, als die alte Christenberger Kirche, die bis auf die neuesten Zeiten für die nächstwohnenden Gemeinden an bestimmten Festtagen und zu Leichenpredigten in stetem Gebrauch geblieben war, baufällig geworden, nicht an Zerstörung oder schnöden Verlauf dieses ehrwürdigen Denkmals gedacht wurde, sondern so reichliche milde Beiträge aus ganz Hessen eingingen, daß sie – das steinerne Dachgewölbe abgerechnet, – mit Erhaltung ihrer Alterthümlichkeit,
Karl Wilhelm Justi: Der Christenberg, in Oberhessen. , Marburg ; Cassel 1820, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Christenberg,_in_Oberhessen.pdf/17&oldid=- (Version vom 11.3.2024)