daß man sie zerstreuen wolle, so würde sie sich dagegen sträuben.
„Elsleben findet meine Laune, mein Benehmen verändert, erwiderte Aurore, das fühle ich, und ihm mag es als Reizbarkeit der Nerven erklärt werden können - aber mir?“
„Nun, liebe Aurore, sagte Cornelie entschlossen, ob nun Herz oder Nerven leiden - gleichviel! Heilung muß versucht werden; Du selbst äußertest Dich vorgestern ganz unentschieden über das Wie; so laß uns jezt diese günstige Gelegenheit ergreifen und sehen ob nicht Zerstreuung, fremde Menschen und Gegenstände, der Reiz der Naturschönheiten, das Zusammensein mit Deinem Vater und Deiner Schwester, eine kleine Abwesenheit von Mann, Kindern und Haus - eine innere Umgestaltung bewirken werden, die Du jezt kaum hofft und vielleicht nicht einmal wünschest.“
Aurora erröthete und sagte lebhaft: „Dürfte ich hoffen, so würde ich wünschen: das glaube mir! halte mich nicht für ganz verblendet.“
„Die Liebe hat ihren Eigensinn,“ antwortete lächelnd Cornelie. Man weiß nicht ob man es mehr erstaunens- oder beklagenswerth nennen soll, wie die Menschen
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/169&oldid=- (Version vom 31.7.2018)