Morgen ihren Vater auf den Gedanken, daß Aurora doch eigentlich recht übel aussähe und recht nervenschwach sei, so daß sie wol eine Reise und eine stärkende Badekur brauchen könne um sich von ihren Wochenbetten zu erholen, und der Vater möge sie doch auch zur Begleitung sich erbitten. Elsleben sagte harmlos zu dem Vorschlag:
„Finden Sie wirklich Miezchen nervenschwach? ich fand sie allerdings auch seit ihrer letzten Niederkunft so gewiß unruhig, ungleich in ihrer Laune, leicht aufgeregt. Also das nennt man nervenschwach? Nun ich habe gewiß nichts dagegen, daß sie sich in Ems und Schlangenbad davon kuriren lasse.“
Als der Hofmarschall Elslebens Einwilligung hatte, schlug er Auroren dringend die Reise vor: dies sei grade ein günstiger Moment, sie habe kein Kind zu erwarten, keins zu ernähren; sie müsse an ihre Gesundheit denken; - und Aurora gab mit einigem Widerstreben nach. Zu Cornelien sagte sie aber:
„Meinst Du daß ich Deine gute Absicht nicht merke? Du hast den Vater auf den Einfall mit meiner Nervenschwäche gebracht.“
„Behüte! Du bist wirklich angegriffen. Elsleben selbst findet Dich verändert!“ rief Cornelie ganz erschrocken, denn sie fürchtete wenn Aurora ahne,
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/168&oldid=- (Version vom 31.7.2018)