bedürftig, und seitdem hörte ich freilich nicht das Geringste von ihm - allein daß auch Sie nichts hörten wundert mich! ich glaubte er würde in diesem Sommer wieder nach Landeck kommen.
„Sie kennen ja seine Weise: heute so und morgen anders! Entgegnete Cornelie, die während Antoinette gesprochen ihrem Mann einen Blick zugeworfen hatte, in welchem er deutlich las: Sieh wie Du sie verleumdet hast! das also war ihr Liebesabentheuer mit Gotthard! - Und auch er dachte heimlich, äußerst befriedigt: Also darauf beschränkte sich jene Entführung .… wenn's wahr ist.
Dorothee war von Cornelien als eine ihrer Kammerfrauen bei Madame Orzelska eingeführt, und diese, an den überflüssigen Schwarm von Dienstboten in polnischen Häusern gewöhnt, hatte ohne Umstände die neue Dienerin angenommen, Cornelien aufs Wort glaubend, daß sie derselben nicht bedürfe. Dorothee, wolbewandert in ihrer kleinen Vaterstadt, hatte eine Wohnung aufgesucht wie Madame Orzelska sie wünschte, und als diese sich mit dem neuen Jahr in ihr kleines Etablissement begab, zeigte sich Dorothee in ihrer ganzen Brauchbarkeit, so daß sich Antoinette jezt besser von ihren zwei Leuten bedient fühlte, als früher von zwei Dutzend. Sie lebte ganz zurückgezogen, ohne andern Umgang
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)