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Seite:De Zwei Frauen (Hahn-Hahn).djvu/010

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Glauben, in gelassener Ergebung, in der Abhängigkeit des Weibes gefunden wurde. Der Zweifel, die Forschung, die Leidenschaft blieben als gesetzwidrig und unstatthaft in einer unausmeßlichen Ferne.

In dieser reinen Atmosphäre verbunden mit dem engen Horizont wurde die stille Cornelie phlegmatisch und die lebhafte Aurora schwärmerlich, d. h. jene erfüllte ihre kleinen Obliegenheiten und Pflichten sehr gern, sehr gut, sehr pünktlich, aber so wie eine allerliebste Maschine, ohne das Bedürfniß ihre Eigenthümlichkeit in Urtheil oder Anordnung dabei auszusprechen, - und diese erfüllte sie mehr als gern, war immer bereit darüber hinaus zu thun, zu leisten, auf sich zu nehmen, die Erwartungen zu übertreffen, um von der Mutter mehr Lob, von der Schwester mehr Liebe zu gewinnen.

Das Verhältniß des Hofmarschalls zu seiner Familie war nur ein oberflächliches, weil er völlig vom Gesellschaftsleben absorbirt und kleinlichen Interessen zugewendet war. Die angenehmen Manieren, die gefällige Außenseite welche er in seiner Stellung sich zu eigen gemacht, kamen auch den Seinen zu gut. Er war nie anders als freundlich mit den Töchtern und artig, verbindlich und rücksichtsvoll mit der Frau, der er unbedingt freien Spielraum als Mutter und Hausfrau ließ. Nur

Empfohlene Zitierweise:
Ida von Hahn-Hahn: Zwei Frauen. Erster Band. Berlin 1845, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Frauen_(Hahn-Hahn).djvu/010&oldid=- (Version vom 31.7.2018)