Wiedersehen!“ voneinander Abschied nahmen und jeder seines Weges seinem Geschick entgegenschritt, sann Großmama in dem der Heimat zurollenden Zuge nach, wie schön alles werden sollte, wenn die beiden endgültig heimgekehrt sein würden. Sie wollte ihnen dann alles übergeben und sich selbst endlich etwas umhegen lassen, denn sie fühlte sich müde von langer Lebensarbeit. Noch besser als früher würde sie von den Enkeln jetzt verstanden werden, denn es waren ja keine Kinder mehr, hatten inzwischen selbst gelernt, Visiere zu tragen, wußten nun, wieviel sich oft dahinter barg. Ja, wenn sie erst endgültig heimgekehrt sein würden! – – –
Oftmals wurden dann während der folgenden Monate auf des alten Schlosses Dach die stolzwehenden Fahnen gehißt, denn der Siegeslauf gen Osten ging ja unaufhaltsam weiter. Und zu dieser allgemeinen Freude gesellten sich für Großmama noch Gründe besonderer persönlicher Dankbarkeit. Von dem jüngsten Enkel sprachen die Fliegerberichte immer häufiger, zählten die Siege auf, die er droben in den Lüften erfochten. Das ganze Dorf feierte den Tag, da er den höchsten Kriegsorden erhielt. Nicht Großmama allein, sondern die ganze Gegend, wo jeder ihn kannte, schien ja mit umstrahlt von dem Glanz, der von seinem Namen ausging. Über den Seemann hörte man weniger. Sein Wirken lag ja in schauererfüllten dunkeln Tiefen, und die dort vollbrachten Heldentaten drangen nicht so in die allgemeine Kenntnis. Namen wurden in diesen Berichten nicht genannt, und in dieser Anonymität der Leistungen lag eine besondere entsagungsvolle
Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)