leuchtend, auf den Borden der Küche gestanden; die verschiedenen großen Kessel, in denen Generationen von Mamsellen die Wäsche gekocht oder im Herbst das duftende Pflaumenmus gerührt hatten, wurden aus ihren altgewohnten gemauerten Stätten gerissen; messingene Mörser, in denen vor den Schlachttagen das Gewürz für die Würste gestoßen worden, behäbige Wärmflaschen, die manches Bett bei grimmer Winterkälte wohlig temperiert hatten, lagen zusammengestapelt. All diese Dinge, die von behaglich gesichertem, wohlgenährtem Leben redeten, würden nie mehr die friedlichen Zwecke erfüllen, zu denen sie einst geformt worden: in neuerrichteten Kriegsfabriken umgegossen und mit andern Metallen gemischt, würden sie sich nun zu Tod und Zerstörung bringenden Geschossen wandeln.
Aber auch die Keller, Speicher und Bodenkammern, wo bewahrt wurde, was sich in einem großen Landhaushalt im Lauf der Jahre an unbenütztem Hausrat aller Art ansammelt, ließ Großmama nach metallenen Geräten durchsuchen. Manche alte, längst vergessene Dinge kamen dabei hervor. Messingene Vorsetzer und Türen von Öfen, die abgebrochen worden, als man die Zentralheizung eingebaut hatte, kupferne Rauchgarnituren, deren einstmalige Besitzer längst die letzte Zigarre gelöscht und selbst zu Asche geworden, Tintenfässer und Leuchter von gelbglänzenden metallenen Löwen- und Greifenleibern gebildet, aus den achtziger Jahren stammend, da auf den Deutsch-Renaissance-Paneelsofas und Schreibtischen das cuivre poli uneingeschränkt herrschte. Und die messingenen Öllampen
Elisabeth von Heyking: Zwei Erzählungen. Philipp Reclam jun., Leipzig [1918], Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwei_Erz%C3%A4hlungen_Heyking_Elisabeth_von.djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)