Kampf um rot glühende Sonnenbälle ringeln. Und hier sind auch Pflanzen. Unwahrscheinliche Pflanzen. Ganze Reihen des geheimnisvollen Arum, das, mit seinem lang vorgestreckten violetten Horne und orange gefleckten fetten Blütenblatte, ohne Erde zu leben vermag. Und Kakteen aller Gattungen, kleine stachlige, kuglig wie zusammengerollte Igel; hohe, regelmäßig verzweigte, die sich wie große Leuchter am Weg erheben; bizarr verschnörkelte, die, verkrüppelten Gestalten gleich, ihre Glieder im Schmerz zu winden scheinen. Und dazwischen, Blumen ersetzend und auf goldenen Reifen schaukelnd, eine Fülle leuchtender, schimmernder Papageien, metallisch blaue, brennend rote, silbrig graue mit rosigen Köpfchen. Ein seltsam unwirklicher, fieberndem Hirn entsprossener Traumgarten, von der hier auf der Innenseite tief purpurn gemalten Mauer geheimnisvoll umschlossen. Eine Schöpfung in gewollter Auflehnung gegen die farblose Umwelt draußen, voll grellster, frechster Buntheit ersonnen.
Nach dem Flammen und Flirren, dem Glänzen und Gleißen im sonnengetränkten Hofe, dünkt es die Reisende doppelt finster in dem Hause mit den sorgfältig verhängten Fenstern. Ihre geblendeten Augen vermögen zuerst nichts zu unterscheiden, doch sie bewegt sich, als ob sie alles genau kenne. Mechanisch sinkt sie auf einen
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/157&oldid=- (Version vom 31.7.2018)