Jetzt schob es sich schon weiter am Sessel in die Höhe, reckte sich über ihn und umklammerte ihn mit eisernem Griff, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Und er mußte sich doch eilen und suchen, von irgendwoher Geld zu schaffen. Aber der weiße Lindwurm ließ ihn nicht los.
Wo sollte er Geld hernehmen? Ach, warum machte man ihm dies Examen denn gar so schwer, dachte er unwillig, er mußte es doch bestehen. Und wie ein Rechenexempel wiederholte er mehrmals: »Wenn Allan um ein Uhr viel Geld braucht und keines hat, woher nimmt er es? Woher nimmt er es?«
Aber woran hatte er denn gedacht? Es mußte ja alles ganz einfach zu machen sein, niemand brauchte überhaupt davon zu wissen, auch die Eltern nicht. Er selbst besaß doch so viel Geld. Oh, wie ihn der Kopf schmerzte! Wo hatte er es denn nur hin versteckt? Wenn es ihm doch einfallen wollte, rasch, rasch, ehe die Frist verrann.
Unstet irrten seine flackernden Blicke durch das Zimmer und blieben auf den chinesischen Vasen haften. Wie frohes Erkennen leuchtete es in seinen Zügen. Richtig, dort in der ersten großen Vase, die aus blauem Grund die chinesischen Schriftzeichen des Glücks und des langen Lebens trug, - in der hatte er Haufen Gold versteckt. Jetzt rasch hineingreifen, die brennenden Hände kühlen
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/140&oldid=- (Version vom 31.7.2018)