uralten Unrechts; fragend war oft ihr Ausdruck, als sähen sie ein Rätsel und flehten um eine Antwort, die Befreiung brächte.
Das Rätsel, das die Kinderaugen gewahrten, hieß: Woher, wohin, wozu?
Und hätte es unter den Menschen, die mit Paquito einen der armseligen Höfe der Stadt bewohnten, solche gegeben, denen die äußeren Erscheinungen Anlaß zur Grübelei über Ursache und Endzweck bieten, so wäre des Kindes Anblick so recht dazu angetan gewesen, diese Fragen in ihnen hervorzurufen. Aber Don Eusebio und Donna Guadalupe, Paquitos Onkel und Tante, waren träg veranlagte Menschen, die überhaupt wenig dachten und nie den Wunsch empfunden hatten, dem Rätsel näher zu kommen, das hinter jeder Existenz liegt. Donna Lupe erschien es höchst einfach, woher Paquito gekommen. Er war eben der Sohn ihrer Schwester – und die Geschichte dieser Schwester war auch wiederum höchst einfach.
Die schöne Soledad hatte immer zu jenen gehört, die lieber nachts tanzen, als tags arbeiten, und ihr wehmütiger, die »Einsamkeit« bedeutender Name war wie ein Hohn auf das lebensfrohe Mädchen, dem es nur in der ausgelassensten Gesellschaft so recht wohl war. Sie lief von Fest zu Fest, oftmals die drei Musikanten
Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/050&oldid=- (Version vom 31.7.2018)