irgend eine ausgezeichnete Eigenschaft war Veranlassung, auf den Scheiterhaufen zu führen. So waren z. B. unter jenen Hingerichteten, wie es in einem Verzeichnisse jener Zeit heißt, die Kanzlerin, ferner die Tochter des Kanzlers, ein Ratsherr, der dickste Bürger von Würzburg, zwei Edelknaben, des Göbel Babelin, die schönste Jungfrau in Würzburg, ein Studiosus, so viel Sprachen gekonnt und ein vortrefflicher Musiker gewesen, der Spitalmeister ein sehr gelehrter Mann, eines Ratsherrn zwei Söhnlein große Tochter und Frau, drei Chorherren, vierzehn Domvicarii, ein geistlicher Doctor, die dicke Edelfrau, ein blindes Mägdlein, ein klein Mägdlein von neun Jahren, ein kleineres ihr Schwesterlein, der zwei Mägdlein Mutter u. s. w.
Zu Pfalz-Neuburg wurde im Frühjahr 1629 die ehrbare und fromme Hausfrau eines Wirtes, Anna Käser, eingekerkert, weil vor Jahren einige wegen Hexerei Verurteilte auf sie ausgesagt hatten. Ihr Mann gab zu Protokoll: er könne in Wahrheit wohl sagen, daß seine Frau seit sieben Jahren nie recht fröhlich gewesen. Sie habe zu keiner Hochzeit oder dergleichen Mahlzeiten und Fröhlichkeiten, auch wenn er es ihr befohlen, gehen mögen. Sie habe immer
Oskar Wächter: Vehmgerichte und Hexenprozesse in Deutschland. W. Spemann, Stuttgart 1882, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Vehmgerichte_und_Hexenprozesse_in_Deutschland_W%C3%A4chter.djvu/188&oldid=- (Version vom 31.7.2018)