nicht wahrzunehmen gewesen. Es schien, als ob sie auf irgend ein Stichwort warteten.
Der bucklige Zwerg mit dem kalkweißen Gesicht drehte schließlich vorsichtig seine Augen nach dem Prinzen Darasche-Koh. –
Der Perser rührte sich nicht.
Seine Züge sahen verfallen aus.
Endlich trat von den Figuren im Hintergrund einer der Mohren zögernd an die Sänfte heran und öffnete den Schlag.
Und da geschah etwas höchst Seltsames.
Steif fiel ein nackter weiblicher Körper heraus und schlug mit dumpfem Klatschen lang hin.
Einen Augenblick Totenstille, dann schrien tausend Stimmen durcheinander; – – – es brauste der Saal.
„Was ist’s - Was ist geschehen?!“
Marionetten, Affen, Musikanten – alles sprang zu; Masken schwangen sich auf die Bühne:
Die Fürstin, die Gemahlin Darasche-Kohs, lag da, – ganz nackt; auf ein stählernes Stangengerüst geschnürt. – Die Stellen, wo die Stricke in das Fleisch einschnitten, waren blau unterlaufen.
Im Munde stak ihr ein seidener Knebel. –
Unbeschreibliches Entsetzen lähmte alle Arme.
– „Der Pierrot!“ gellte plötzlich eine Stimme, – „der Pierrot!“ – –, eine wahnsinnige, unbestimmte Angst fuhr wie ein Dolchstoß in alle Herzen.
– „Wo ist der Prinz?!“
Der Perser war während des Tumultes spurlos verschwunden. –
Schon stand Melanchthon auf den Schultern des Junker Hans, vergebens, – er konnte den Deckel der
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)