Berliner, der schon eine Stunde auf dem Perron wartete, „jerade ne janze Minute schlechtere Zeit als anjeblich hier im Training.“
„Ja, es ist schrecklich fatal,“ hüstelte der Obmann, „und wir haben schon gestern Einladungen zum Siegesfest verschickt und das Bootshaus beflaggt und mit Reisig geschmückt.“
„Es muß rein etwas passiert sein,“ meinte zögernd ein alter Herr, – dann schrien plötzlich alle durcheinander:
„Der Nummer zwei is schuld – –, der Sulzfisch, der zieht ja nicht einmal das Gewicht seiner Kappe, – der ganze Kerl ist schwabberig wie Hektographenmasse.“
„Was denn Nummer zwei! Die ganze Backbordseite ist keinen Schuß Pulver wert.“
„Überhaupt, der „Einsatz“ fehlt. Catch the water! – verstehen Sie mich, – verstehen Sie englisch? Catch the water. Schauen Sie her, so! catch, catch, catch!“
„Meine Herren, meine Herren, was nutzt das alles: catch, catch, catch, wenn man ‚Swivels‘ hat, wie wollen Sie da ‚Einsetzen‘. Hab’ ich nicht immer gesagt: feste Dollen, was, Herr von Schwamm? – Ja, feste Dollen, haha, zu meiner Zeit: rum – bum – rum bum. –“
„Hätt’ alles nicht g’schadt, aber natürlich knapp vorm Training bei der Nacht mit Weibern rumlaufen, daran liegt’s. Haben S’ damals unsern ‚Stroke‘ g’segn in der Bretzelgass’n? Wissen S’, wer die Frauensperson war? Die blonde Sportmirzl, wann Sö’s no nöt kenna!“ – –
Ein gellender Pfiff. Der Zug fährt ein.
Aus verschiedenen Coupés steigen die „Clianesen“ aus. Ärgerliche Gesichter, müde, abgespannte Mienen: – – – „Träger! Träger! – Himmel Sakra, sind denn keine Träger da!“
„Erzählt’s doch, was ist denn g’schehn? Letzte, immer Letzte?“
Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/027&oldid=- (Version vom 31.7.2018)