daß der, der am frühsten aufsteht, dem Siege am nächsten ist. Dort drüben von der Ostsee her – der Rotweinklexs reicht gerade für den Tümpel – kommt das feindliche Korps auf Stettin zu marschiert, das es, nach dem Ratschluß der obersten Götter, erobern soll. Der Kleve war ja eigentlich nur dazu da, um totgeschossen zu werden und den Ruhm des Gegners zu erhöhen. Natürlich war dieser Gegner – wie das die Götter mit ihren Lieblingen so zu machen pflegen – noch mal so stark als er und hatte überdies in seiner Mitte so was wie einen Schutzheiligen, der, wenn alle Stricke reißen, immer noch seine Gläubigen heraushaut.“ Er legte dabei ein dickes Stück Schwarzbrot in die Mitte der feindlichen Papierschnitzel. Die Anwesenden horchten auf, lachten und rückten näher zusammen. „Nun war aber ein Hundewetter an dem Tag, es regnete Bauernjungens, darum entdeckte das Westkorps den General, der schon eine ganze Weile mit allem nötigen Klimbim auf seinen sieben Hügeln thronte, erst nach einigem unruhigen Hin- und Herfackeln. Nachdem es die Situation glücklich erfaßt hatte, ging es marsch, marsch im Sturm voran. Prinz Wilhelm – der Schutzheilige, wissen Sie! – führte dabei das Pommersche Grenadierregiment, und ich glaube, jeder einzelne Kerl darin hatte schon nach dem Kopf gegriffen, der bekanntlich den Lorbeer zu tragen bestimmt ist, als er morgens in die Stiebeln kroch. Aber Ihr Herr Vater hält offenbar nichts von Heiligen, – er ist ein ausgemachter Ketzer, für den schon irgendwo die Dienstbeflissenen den Scheiterhaufen zusammentragen, – er empfing den Feind mit einem mörderischen Feuer, und was von ihm nicht am Platze
Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 348. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/350&oldid=- (Version vom 31.7.2018)