hervorbrach. Ein starker, voller Donner, der über ihn hinfuhr, durchzuckte ihn froh, und wie der Wind zu sausen anhob und nun alles stumme Gras und Laub Sprache bekam, neues Donnerorgeln folgte und endlich das vollstimmige Orchester eines nächtlichen Gewitters ihm alle Sinne füllte, kam über ihn jene auflösende, die Persönlichkeit auflösende Empfindung, welche doch wieder nur das höchstgesteigerte Gefühl der Persönlichkeit ist, und er schrie und sang in den Chor hinein, machte Sprünge wie ein Knabe und fühlte Thränen des Entzückens, der überschlagenden, gestaltlosen Lust, über seine Backen rinnen. Unter seinem großen Hute, von dem der Regen wie aus einer Dachrinne herabgoß, war ihm zugleich so heimlich, so unendlich behaglich; klein zusammengekauert in eine enge Ecke saßen Urtheil und Selbstbetrachtung, die ihm ewig sonst zu schaffen machten.
Inzwischen gab es in seiner Behausung eine Tragikomödie, und er fand eine ganz verzettelte Wirthschaft, als er nicht eben früh des Morgens heimkam: in einer Scheune im Heu hatte er sich verschlafen. Der Genosse lag noch immer im Bett und empfing ihn mit einer Leidensgeschichte, die ihm ein tolles Lachen entlockte. Er lief hinaus, um die Wirthin zu sprechen, und wurde mit so reuevoller verlegener Güte aufgenommen, daß er auch hier trösten mußte. Nein, nein, sie war nicht schuld, die gute kleine Doktorin, daß
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/63&oldid=- (Version vom 31.7.2018)