Froh tret’ ich in mein trauliches Gemach,
Der Mondschein begrüßt mich an der Schwelle.
Wie ruht in seiner silberblauen Helle
So still da Haus vom Garten bis zum Dach.
Verschwiegener Sehnsucht unerschöpfte Quelle,
Nun wirst du wieder mir im Busen wach.
Den schnellen Wolken ziehn die Wünsche nach:
Ich selber, baumgleich, wurzle an der Stelle.
Ein Wort! ein Wort nur! nur nicht stumm ertragen!
Da horch, wie süßer Ton die Luft durchzieht;
Es schluchzt und klagt die Nachtigall ihr Lied:
Ich darf nicht, laß von ihr dir alles sagen!
Als er zurückkam, schnarchte der Gast bereits und zwar in Iversens Bette. Der nahm zornig den Strohhut und ging ins Freie. Schnarchende Leute waren ihm zuwider, und eine dicke Luft nach getragenen Kleidern war auch da drinnen. Es war dunkel, trotz der Sommernacht; die Amseln schliefen nicht fest, alle Augenblick hörte er ihr unterdrücktes kicherndes Plaudern im Traum. Die Brunnen an der Zürichbergstraße unter den Bäumen waren um so gesprächiger, je mehr die Blätter schwiegen.
Der Student wanderte wie in halbem Schlaf, es war den ganzen Tag schwül gewesen. Und sein Abenteuer – „Möchte wissen, wo die Nachtigallen singen gehört hat! ’s gibt hier doch keine!“ sagte er einmal laut und verächtlich. „Niemand kann von der Luft leben, nicht einmal die sogenannte Liebe!“ Statt
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/60&oldid=- (Version vom 19.8.2019)