Hand mit und drückte sie fest und ermunternd. Niemand sah das zwischen den buschigen Zweigen. Nun machte sich auch der Pastor heran, und es wurde allen wieder behaglich zu Muth.
Lisbeth brachte den zerbrochenen Puppenkopf zum Vorschein.
„Und das ist noch dazu mein Geschenk für Frieda! Ich weiß nicht, was ich anfangen soll, das muß ich wohl sagen!“ Tante rang die Hände und schüttelte melancholisch den Kopf.
„Aber das läßt sich ja kitten!“ fiel Axel bereitwillig ein, „für was wär ich denn Chemiker! Ich werde morgen früh etwas komponiren – aber richtig, ich muß wohl jetzt ins Hotel, es ist gegen elf.“
Natürlich ward so etwas nicht gelitten. Das Fremdenzimmer war bereits geheizt worden, Mama hatte in der Küche einige Winke ertheilt. Pastor Markwort sah mit Vergnügen, wie wenig Beachtung Lisbeth durch Axel erfuhr. Tante fand dasselbe heraus und zischelte dem Schwager ins Ohr: „Er läßt sie ganz links liegen.“ Und eben das war es; beim Pastor setzte sich immer mehr der Gedanke fest, daß seine Tochter jenen ungehörigen Brief Axels geradezu inspirirt habe. Er runzelte die Stirn, sobald er sie ansah, heimlich verwundert, daß sie ohne alle Reue und Zerknirschung unter ihnen stand und die Konfekthalter festdrehte. Axels Besuch faßte er einfach als
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/369&oldid=- (Version vom 31.7.2018)