„ja, wenn man den Kindern etwas von seinen Erfahrungen abgeben könnte.“
Lieber Axel, ich hatte mir so fest vorgenommen, nichts mehr von Klagen einfließen zu lassen. Ich muß es aushalten, ich muß mir den ganzen Tag vorsagen, daß sie es von Herzen gut mit mir meinen. Aber wie ist es nur möglich, daß sie Alles, was ich schön und groß finde, verschroben oder lächerlich finden? Kannst Du das begreifen? Ach, werd ich jemals hinauskommen?
Warum wolltest Du meinetwegen an Papa schreiben? Es ist zwecklos, das sage ich Dir von vornherein, und dann – ich danke für Dein Mitleid! Ein armes gutes Thierchen? schönes Epitheton! Nein, Axel, von oben herab will ich nicht behandelt werden, am wenigsten von Dir! Du hast all die Chancen gehabt die mir gefehlt haben, das ist kein Grund zum Hochmuth. Und bei Papa würdest Du nichts ausrichten, so gewichtig Du Dir selber vorkommen magst. Ja, ich möchte fast, Du versuchtest es mit ihm, nur damit Du ad absurdum geführt würdest!
Fast glaub ich auch, wir geben besser die Correspondenz auf. Ich bin in stetiger Aufregung, Du schürst sie, aber Du hilfst mir nicht. Wie solltest Du auch? Du bist so ohnmächtig wie ich selbst. Heute Nacht hat mir geträumt, ich hätte Flügel. Denk Dir! zwei große mächtige braune Flügel, ich
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/347&oldid=- (Version vom 19.8.2019)