männlichen Gäste hingen an ihr. Auch Adolfs, unzweifelhaft. Annita wurde es so eng, so heiß, sie hätte die Hand dazwischen halten mögen, zwischen Adolfs Augen und dies milchige rothumlockte Gesicht mit den blaßblauen Augäpfeln, die an etwas Kaltes und Unsympathisches und Gewöhnliches erinnerten. Woran? An Schellfische! Ja, ja, an Schellfische.
Sie ging extra zu Mama Severin, da sie Adelheid nicht erreichen konnte und fragte sie in eindringlich aufgeregter Weise, ob sie nicht auch finde, daß Angela schreckliche Schellfischaugen habe. Mama Severin, die eben ihren August in eifriger Unterhaltung mit der Besprochenen gewahrte, schüttelte verweisend den Kopf. „Ach nee, Du, – en büschen verwöhnt, Gott na, solche reiche Leute! Hunderttausend kriegt die wenigstens mal mit. Ach nee, ich mag die kleine Deern gern leiden! Kuck, was August das mit ihr wichtig hat! Zum Todtlachen! Ach hott, so junge Leute, nee, da geht doch nichts über!“ Mama wischte sich die Augen, sie waren ihr feucht geworden.
War es möglich, daß Adolf sich gar nicht um sie kümmerte? Weshalb hatte er dann wieder herzukommen gesucht? Er guckte sie nicht an, hatte noch kein Wort, keinen Blick an sie gerichtet. Sie hielt es nicht aus, so in der Ungewißheit über seine Gefühle. Langsam schlängelte sie sich wieder in seine Nähe; er starrte eben Angela mit offenem Munde an, aber sie wollte
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/243&oldid=- (Version vom 31.7.2018)