„Wie sagst Du, Richard?“ Toni blickt höflich zu ihrem Verlobten auf, „sagtest Du mir etwas?“
„Hab wohl wieder für mich gebrummelt? Ach, Kind, das macht das ewige Alleinsein. Man wird ganz öd’ davon, Du kannst Dir’s nicht denken –“
„Nein, ich bin ja immer mit Mama zusammen. Armer Peter!“
Schüchtern legt sie einen Moment ihre Finger auf seine Hand. Ein Sonnenstrahl schleicht zwischen den grünen Jalousien herein über den blinkenden Frühstückstisch und streift Toni’s Kameenprofil; die Flaumhärchen der Wange schimmern golden.
„Möchtest mir Gesellschft leisten, möchtest bei mir bleiben, ja?“ flüstert Richard näherrückend. Mama macht sich diskret an den Koffern zu thun, und dabei greift er nach den streichelnden Fingern.
„Gewiß, gern,“ zischelt Toni erröthend.
„Gewiß, gern,“ äfft er nach. „Du kleiner Fisch! Sag, bist Du ein kleiner Fisch?“
Toni blinzelt vergnüglich.
„Ich bin alles, was klein ist! ‚Die Goldfische‘ – haben sie die hier auch gegeben? Reizend waren die, nicht?“
„Aber Kind, solchen Schwof! Da ist mir meine Zeit zu schade.“
„Du hast es also nicht gesehen?“
„Ich werde mich hüten!“
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/144&oldid=- (Version vom 31.7.2018)