„Wieso?“
Toni packte sechs der Teller mit größter Sorgfalt wieder in das raschelnde Seidenpapier.
„Wir müssen doch endlich mal Ernst machen,“ sagte Hausdörffer erröthend.
Mama rückte sich mit geschmeicheltem Gesicht auf dem Sopha zusammen.
„Sie haben gewiß schöne Neuigkeiten für uns, ich seh’ es an Ihrem Lächeln, lieber Schwiegersohn. Haben Sie Aussichten auf eine Professur? Das wäre ja reizend, denn allerdings ja, Sie haben vollkommen recht, diese lange Verlobungen – Toni war in Karlsruhe so recht der Mittelpunkt, ihr wurde allgemein gehuldigt. Und dann immer sagen zu müssen: meine Tochter ist verlobt –“
„Ach, Mama, das wußten Sie ja schon Alle!“ rief das Mädchen naiv.
Ueber Hausdörffers eben noch so gequältes Gesicht flog plötzlich ein froher Schein, ein Abglanz von Glück.
„Hast es ihnen gleich erzählt, daß Du nicht mehr zu haben seiest, nicht wahr, mein treues Mädchen?“ Er streckte die Hand nach ihr aus. Toni nahm sie und setzte sich einen Augenblick neben ihn, zum ersten Mal heute.
„Das hat gewöhnlich die Fehling besorgt, die hatte immer Angst, ich käme ihr ins Gehege. Sie ist dreiundzwanzig und noch nicht verlobt; wir hörten
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/141&oldid=- (Version vom 31.7.2018)