„Sieh, das ist ja sehr nett! Mama, da ist er! Richard ist da!“
„Laß die Mama in Ruh, und gib mir die Hände. Ordentlich! Beide! Nun?“
Sie lächelten sich halb verlegen, halb spitzbübisch an, Hausdörffer erhob den Arm, um ihn der Braut um die überschlanke Taille zu legen, ließ ihn aber auf halbem Wege sinken; noch einmal drückten sie sich die Hände, dann traten sie auseinander, und Mama erschien unter der Portiere.
Es ist doch eine verlegene, nichtssagende Geschichte, solch ein Wiedersehen nach zweijähriger Trennung.
„Hier hast Du Deine Rosen, Toni!“
„O danke, wie schön! Sieh Mama, lauter Malmaison!“
Ihre Blicke gingen über den Strauß weg und glitten musternd über die Gestalt des Verlobten, bis sie mit seinen ebenso prüfenden Blicken zusammenprallten. Da faßte er sich gewaltsam und fing an zu plaudern.
„Vor allen Dingen, wie geht es Euch, Ihnen?“
„O, gut, wie Du siehst, uns geht es immer gut, nicht, Mama? Wollen wir jetzt frühstücken?“ Pause.
„Ich finde Toni blaß – was sagen Sie, Mama?“
„Sie hat die zarten Farben unserer Familie – aber Sie sind dafür um so sonnverbrannter, lieber Doktor.“
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)