Fuß aufzustampfen und dazwischen zu donnern! Ach, wer das dürfte!
„Wünschen Sie also eine Pause zu machen, Frau Baronin?“ fragte Lore mit zitternden Nasenflügeln.
„Bitte, Fräulein Berth, machen Sie immer fort,“ erwidert die Dame über die Schultern weg; so völlig wie heut hat sie noch nie die Rücksicht beiseite gelassen. Lore wirft hastig die Farben in den Kasten und klappt geräuschvoll mit dem Deckel.
„Ich komme wieder, wenn Sie mehr Zeit haben, Frau Baronin.“ Damit reißt sie die Thür auf. Da ruft’s:
„Noch einen Augenblick, Fräulein Berth, es würde mich interessieren, Ihre Meinung zu hören, verzeihen Sie, daß ich so vertieft war, pardon, wirklich, aber die Sache –“
Lore hätte dieses Lächeln falscher Bonhommie dem ländlichen Gesicht gar nicht zugetraut. Die Baronin hält das Papierblatt mit den Fingerspitzen ihr entgegen, die sechs Tanten drängten sich auf aufgeregt hinter ihr.
„Kennen Sie diese Handschrift?“
Lore blickt flüchtig hin und erkennt sie sofort. Es ist ja kaum ein paar Stunden her, seit diese feine kleine rückläufige Rundschrift ihr vorgelegen. Aber gleichzeitig durchzuckt sie die Vorstellung: was geht mein gestriges Abenteuer diese Gesellschaft an? und sie sagt mit würdevoller Zurückweisung im Ton: „Wie
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/134&oldid=- (Version vom 19.8.2019)