von einer goldenen Lebensfreude – ganz Sonne, ganz Gluth! Sie haben nicht mehr Schuld an den Thaten derer, die sich Arm in Arm mit ihnen präsentiren möchten, als der liebe Gott!“
Damit sprang sie vom Tische auf und schob die Tasse zurück, daß sie klirrte. Das Hündchen schien das für ein Zeichen zu nehmen, daß nun das Parlamentiren zu Ende sei und der Kampf beginne. Es stieß ein jauchzendes Kriegsgeschrei aus und stürzte auf Hausdörffers vorgestrecktes Bein los, um nach Kräften daran zu zerren.
„Wie Sie sich aufregen“ sagte der junge Mann mit verwundertem Kopfschütteln. „Sie nehmen alles mit dem Gefühl, die Damen, sogar die Kunstgeschichte.“
„Und Sie ereifern sich niemals?“
„Ich ereifere mich niemals.“
„Ha,“ machte sie nach kurzer Überlegung, „glauben Sie, daß das sehr imposant ist?“
„Aber wir sind einmal so, gnädige Frau.“
„Ich bin keine gnädige Frau, ich bin unverheirathet, und ich sage übrigens niemals ‚wir‘, ich sage immer ich. Wir! wir! dies Generalisiren! Wollen Sie noch Thee? Es macht mich so wüthend!“
Hausdörffer setzte sich in Positur.
„Ich habe nicht den Ehrgeiz, mich für eine ganz funkelnagelneue Schöpfung anzusehen, wie Sie, gnädiges Fräulein. Ich bin mit den hunderttausend andern
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/118&oldid=- (Version vom 31.7.2018)