Wie geschickt das übrigens wäre! Ein Räuber ist doch wenigstens ein Mensch und würde ihm sagen können, was für ein Fluß das hier ist. Das Weitere würde sich dann schon finden. Aber alles stumm und dunkel, und das Hüttchen, – wenn es eine Thür hat, so ist sie verschlossen, und es heißt weiter stapfen. Es steigt jetzt wieder unter seinen Füßen, und was kann er thun? Er steigt mit, eine ziemliche Strecke. Und dann steht es plötzlich wieder wie eine Wand vor ihm, und seine Hände greifen in stachliges Nadelgebüsch. Ein neuer Waldrand? Eines jener eng bestandenen Stangenholzreviere, in denen es schon bei Tage schwer ist, ohne Anstoß vorwärts zu kommen?
Zweifelnde Schritte macht er daran hin, und plötzlich leuchtet es ihm wie ein röthlicher Stern in die Augen: Ein Licht hinter der Wand, die nun keine Wand und kein Wald mehr ist, sondern eine hohe, weit über Manneshöhe hinauf ragende Fichtenhecke mit einer Lücke darin, die ihm das freundliche Licht gezeigt hat. Woher es kommt, ist noch nicht zu unterscheiden, aber genug, daß es da ist. Was für ein Geschenk es doch ist für die Menschheit, das Licht! Tag und Nacht, der Unterschied hat aufgehört seitdem. Für uns alte Menschenkinder ist nur alles alltäglich geworden, da ist dann solch ein einfaches Erlebniß wie eine Offenbarung, ein Zurückversetzen in die Zeit und Stimmung der Alten, die eigentlich die
Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/107&oldid=- (Version vom 19.8.2019)