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Seite:De Entstehung der Arten 1860 (Darwin) 270.jpg

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diese Verhütung seye gleich wichtig bei allen? Warum wäre sogar schon eine angeborene Verschiedenheit zwischen Individuen einer nämlichen Art vorhanden? Zu welchem Ende sollten manche Arten so leicht zu kreutzen seyn und doch sehr sterile Bastarde erzeugen, während andre sich nur sehr schwierig paaren lassen und vollkommen fruchtbare Bastarde liefern? Wozu sollte es dienen, dass die zweierlei Produkte einer Wechselkreutzung zwischen den nämlichen Arten sich oft so sehr abweichend verhalten? Wozu, kann man sogar fragen, soll überhaupt die Möglichkeit Bastarde zu liefern dienen? Es scheint doch eine wunderliche Anordnung zu seyn, dass die Arten das Vermögen haben Bastarde zu bilden, deren weitre Fortpflanzung aber durch verschiedene Grade von Sterilität gehemmt ist, welche in keiner Beziehung zur Leichtigkeit der ersten Kreutzung zweier Ältern verschiedener Spezies miteinander stehen.

     Die voranstehenden Regeln und Thatsachen scheinen mir dagegen deutlich zu beweisen, dass die Unfruchtbarkeit sowohl der ersten Kreutzungen als der Bastarde von unbekannten Verhältnissen hauptsächlich im Fortpflanzungs-Systeme der gekreutzten Arten abhänge. Die Verschiedenheiten sind von so eigenthümlicher und beschränkter Natur, dass bei wechselseitigen Kreutzungen zwischen zwei Arten oft das männliche Element der einen von üppiger Wirkung auf das weibliche der andern ist, während bei der Kreutzung in der andern Richtung das Gegentheil eintritt. Es wird angemessen seyn durch ein Beispiel etwas vollständiger auseinander zu setzen, was ich unter der Bemerkung verstehe, dass Sterilität mit andern Ursachen zusammenhänge und nicht eine spezielle Eigenthümlichkeit für sich bilde. Die Fähigkeit einer Pflanze sich auf eine andre zweigen oder nicht zweigen und okuliren zu lassen, ist für deren Gedeihen im Natur-Zustande so gänzlich gleichgiltig, dass wohl niemand diese Fähigkeit für eine spezielle Anordnung der Natur halten, sondern jedermann anzunehmen geneigt seyn wird, sie falle mit Verschiedenheiten in den Wachsthums-Gesetzen der zwei Pflanzen zusammen. Den Grund davon, dass eine Art auf der andern etwa nicht anschlagen will, kann man zuweilen in

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_270.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)