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Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/397

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wie ein kleines Mädchen. Erst Deine flüchtigen, hastig hingeworfenen Zeilen klärten mich auf. Du gabst dem Marquis das Versprechen, das er forderte; „ich erkaufe mir mit dieser Sünde den letzten Rest von Freiheit“, schreibst Du und in rührenden Worten bittest Du mich, – mich, von dem alles Leid Dir kam! – Dir das Unrecht zu verzeihen; als ob Deine Sünden, Geliebteste, jemals Sünden sein können! Nur Deine Schwäche, die es zugab, daß der Marquis unser Kind für das seine erklären durfte, war ein Unrecht gegen Dich selbst, gegen uns, und rächt sich fürchterlich. Aber unsere Liebe wird stark genug sein, auch das zu überwinden.

Wir dürfen einander nicht schreiben, sagst Du, „wenn sich der Marquis auch nie dazu verstehen würde, die Dienerschaft zu Spionen zu machen, so sieht und fühlt er alles, seitdem kein Cagliostro mehr seine Blicke ablenkt“. Sollten wir nicht doch noch klüger sein können als er?!

Gaillard, dessen Verehrung für Dich sogar stärker ist, als seine republikanische Gesinnung, habe ich die Besorgung dieses Briefes ruhig anvertraut. Ich bin seiner vollkommen sicher. Wir werden uns zunächst in Gesellschaften sehen und je größer sie sind, desto leichter können wir in ihrer Mitte allein sein. Wir müssen beraten, was zu tun ist und – ich muß Dich wieder küssen dürfen, Du Süße, damit Deine Lippen sich röten

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/397&oldid=- (Version vom 31.7.2018)