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Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/298

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graziöses Büchlein, und wie Rétif der Rousseau der Gosse ist, so dürfte Laclos der Rétif der guten Gesellschaft werden.

Von alten Freunden hat sich der gute Laharpe mit einer Ausgabe seiner gesammelten Werke eingestellt. Man pflegte das früher der Nachwelt zu überlassen, und wenn es mich schon überrascht, daß Laharpe den Mut besitzt, seine ganze Karriere – vom begeisterten Anhänger Voltaires bis zum Freunde Marie Antoinettes – offenherzig zu enthüllen, so wundert es mich weit mehr, daß er die Selbsterkenntnis besitzt, zu tun, woran nach seinem Tode niemand mehr denken würde. Er ist, wie Herr von Chamfort bissig bemerkte, eben ein Mann, der sich seiner Fehler bedient, um seine Laster zu verstecken.

Der Herzog von Chartres hat die große Allee vom Palais-Royal niederschlagen lassen, um gedeckte Wege anzulegen. Seitdem die Spekulanten wie Prinzen leben, ist es den Prinzen nicht zu verargen, wenn sie Spekulanten werden.

Madame de Genlis hat sich nun auch entschlossen, die Reform der Erziehung in die Hand zu nehmen –, natürlich indem sie ein Buch darüber schrieb. Ist der Eifer, die Kinder vor schlechter Erziehung zu retten, nicht schrecklich rührend in einer Zeit, wo die Eltern kein Brot mehr zu essen haben?!

Sie sehen, eine Überfülle erstaunlicher Ereignisse;

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. Albert Langen, München 1912, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/298&oldid=- (Version vom 31.7.2018)