mußte, als man in den letzten hundert Jahren verbraucht hat, um den Staat zu regieren.“
Sie haben aber unrecht, wenn Sie sagen: Figaro wird die Bühne nie betreten. Er wird, Frau Marquise, er wird! Schon habe ich Madame Campan eine Abschrift meiner Komödie in die Hände gespielt und sie hat sie dem König und der Königin vorgelesen. „Das ist abscheulich! Das ist unanständig!“ hat Ludwig XVI. nicht aufgehört zu versichern. „Man wird das Stück nicht aufführen,“ hat er mit der ganzen Autorität des absoluten Monarchen hinzugefügt. Ist das nicht ein Riesenerfolg, eine sichere Gewähr für die Aufführung?! Der König will nicht, daß Figaros Hochzeit gespielt wird; ich aber schwöre, sie wird gespielt werden und wäre es auf dem Chor von Notre-Dame!
Das Antichambre will in den Salon, Frau Marquise, und Figaro reißt zu dem Zweck die Flügeltüren auf.
Sie glauben mir nicht? Sie weisen mich wieder darauf hin, mit welcher Begeisterung die Geburt des Dauphin begrüßt worden ist, wie „das Volk“ Vivat schrie, wie „das Volk“ den Namenszug des Neugeborenen als Broschen und Busennadeln trägt. Was ist „das Volk?!“ Einmal ein Haufe märchenseliger Kinder, die in jedem Prinzlein einen Erlöser verzauberter Prinzessinnen sehen, das andere Mal eine Herde blutdürstiger Raubtiere, die Tauben
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/296&oldid=- (Version vom 31.7.2018)