Vor zehn Jahren erklärte er emphatisch: „Der Arbeiter hat keinen Anteil an dem Überfluß, dessen einzige Quelle seine Arbeit ist und von der Aufhebung der Sklaverei hat er nichts gewonnen, als die Freiheit, zu verhungern,“ und heute beschimpft er Philosophen und Minister, so daß sein Blatt zum Leibblatt des Adels geworden ist; denken und regieren kann seiner Ansicht nach in Frankreich nur Einer: Monsieur Linguet selbst.
Ich muß Atem holen. Das war ein zu langer Satz für mich. Nur der Haß konnte mich dieser Anstrengung fähig machen. Herr Linguet war nämlich mein bester Freund.
Mein Vorzimmer steht voll Wartender. Weiß Gott, fast vergesse ich über der reizenden Marquise die Befreiung Amerikas!
Sie empfangen mich nicht, teuerste Frau? Verletzte Sie mein Geständnis? Nur um ein Wort, meinetwegen einen Gruß durch Ihre Zofe, bitte ich Sie!
Verehrte Frau Marquise. Der Diener wies mich ab, weil Sie krank seien, und doch sah ich Sie gestern erst in Ihrem Wagen. Was bedeutet das?
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)