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Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/193

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Verleumdung, nicht wahr, schöne Frau? Werft den Beaumarchais in die Bastille!

Zur Strafe für Ihr Mißtrauen verrate ich Ihnen die bösen Dinge, die ich von Ihnen weiß.

Sie waren bei Madame Geoffrin. „Mais, voilâ ce qui est bon!“ Mit diesen sechs Worten regiert sie, so sagt man, alle Philosophen. Ich würde dem König von Frankreich diesen Zauberspruch verraten, aber ich fürchte, er wirkt nicht. Im Salon der Rue St.-Honoré werden nämlich den Schreihälsen heimlich die Mäuler gestopft, ehe der Spruch ihnen den Mund verbietet. In Versailles fehlt es zu diesem Zweck an überflüssigem Kuchen. Sie sehen, Baron Holbach hat recht: nur das Materielle existiert!

Sie waren auch in der Kirche, aber nicht um den lieben Gott zu suchen, dem man es übrigens nicht verdenken könnte, wenn er vor den Herrn Philosophen in die dunkelste Kapelle flüchten würde. Sie hörten unsere modernsten Priester, die nur noch à la grecque von Moral und Tugend reden, weil das Wort „Religion“ sie gar zu lächerlich machen würde.

Und man munkelt sogar, Sie hätten im Café de la Regence Linguets Journal gelesen, jenes Chamäleons, der nur Eins in der Welt fürchtet: man könne ihn in irgendeine Sekte oder Partei einreihen. Darum wechselt er rasch die Farben, sobald er merkt, daß ein anderer dieselben trägt.

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/193&oldid=- (Version vom 31.7.2018)