ist nämlich, wie sie sagt, von weiblichem Neid und weiblicher Eifersucht ausgegangen.
Eine Antwort, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, Frau Marquise:
„Ich bin weder eine Puppe, die Sie dirigieren, noch Ihre Dienerin, der Sie befehlen können.“ Teuerste, warum so heftig? Habe ich je etwas anderes gewollt, als daß Sie im Einverständnis mit mir handeln möchten? Bin ich Ihnen nicht dankbar ergeben für die Klugheit, mit der Sie vorgehen, und wenn Ihre Handlungsweise, wie Sie so scharf betonen, nur von Ihrem Willen geleitet wird, muß ich Ihnen dann nicht für diesen Willen doppelt dankbar sein?
„Einen Hofmeister brauche ich nicht,“ schreiben Sie weiter. Wann hätte ich mir angemaßt, es zu sein? Aber einen Freund werden Sie doch hier und da brauchen, holde Delphine, wenn Sie den Priester auch glauben entbehren zu können!
„Ihre Drohungen fürchte ich nicht – “. Drohungen?! Ein Rohan gegenüber einer Frau?! Wenn ich nicht wüßte, daß Sie scherzen, würde ich glauben, daß Sie – ein schlechtes Gewissen haben! Sie müßten wissen, daß ich in dieser Zeit sanfter Sitten trotz meiner religiösen Strenge aufgeklärt genug bin, um einer reizenden Frau jedes Vergnügen
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/185&oldid=- (Version vom 31.7.2018)