Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau | |
|
kamen sie uns her: Adonis, den die Frauen mit Küssen aufwecken, Isis, die Herrscherin, und die ewig gütige Große Artemis von Ephesus. Und vom Orient her kommen nun die Amulette, und die Namen ihrer Götter, die viel älter sind, erfreuen überdem die wahre Gottheit.«
Ein anderer sagte Idyllen her; und eine süße Heiterkeit badete sein Antlitz.
Schatten glitten jetzt in den Saal. Durch die offenen Türen zu den Terrassen drang ein wenig Kühlung ein. Auf dem Mosaik rückten die Jünglinge ihre Fußschemel aus Ebenholz näher zu den Polstern der Frauen. Die dunklen Linien der Truhen verschwammen mit Seide und Brokat; die Fresken löschten halb aus und sahen noch gläubig versunkener in diesem Helldunkel; der Saal schien höher und die marmornen Götter noch göttlicher.
Die Jungfrau, die ragend stand, blickte auf diese kleine Welt, die einzige unter den gegenwärtigen, von der sie wußte und die sie begriff und in der sie lebte. Und wenn sie manchmal eitle Phrasen und Seichtheit aus dieser Umgebung zuließ oder wenn sie tief hineinsann in den Schoß des Seins, verriet ihre edle Erscheinung nichts von allem ....
In diesem Augenblick quoll ein Geschrei von da unten auf und drang taumelnd ein in die Versammlung und fuhr über sie her, daß sie sich unruhig
Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Der_Mord_an_der_Jungfrau_Barres_Maurice.djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)