Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau | |
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Grabmale zu kämpfen wissen, da sprangen alle auf, die Frauen wie die Männer, die Jünglinge mit dem siedenden Blut und die mit des Alters Friere, sprangen alle auf und lobpriesen den Redner und den Namen Julianus, und waren ganz eines Mundes darin, daß jetzt der Tag der berühmten Rede des Perikles neu gekommen sei.
Aber der Redner war alt und wußte sich selber keine Grenze. So entstanden gesonderte Unterhaltungen.
»Laßt uns auf die Götter und auf die Poesie vertrauen«, sagte ein Poet. »Wir werden über das gemeine Volk siegen wie unsere Väter dereinst über alle Barbaren siegten. Ein paar ihrer Anführer zählen doch zu den Unserigen!«
»Vergessen wir nicht,« unterbrach ihn da ein Römer und einstiger Befehlshaber einer Legion, »daß diese Anführer nichts tun können. Wir lieben und verstehen zuviel Dinge, die Menge haßt uns wie sie das Serapeum haßt und alles das sie nicht begreift, und wenn wir uns nicht als Barbaren aufspielen, werden uns diese Barbaren zermalmen.«
Ein Gemurmel entstand, und Frauen verhüllten ihre Gesichter. Unterdessen sprach Amaryllis zu den Jünglingen, sehr singend und sehr leise:
»Wir sind Hellenen - aus Stolz. Aber wohin zielt unser Herz? .... Von Phrygien, von Phönizien
Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Der_Mord_an_der_Jungfrau_Barres_Maurice.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)