gewonnen gehalten hatten, erlosch ihr Leben nach wenigen Tagen.
Ich bin dann später nach China gereist. In Peking wurden mir die Briefe meiner Schwester ausgehändigt. Unser Freund hat sie nicht mehr erhalten. Er hatte sich seine ganze Korrespondenz nach Schanghai adressieren lassen; denn seiner ursprünglichen Absicht nach wollte er nach seiner weiten Forschungsreise dorthin kommen, um von diesem Hafen aus dann die Heimreise anzutreten. Unterwegs aber änderte er seine Route und beschloß, nach Peking zurückzukehren, wo er unmittelbar vor Beginn der Gesandtschafts-Belagerung eintraf. Er erwartete dort all seine Briefe zu finden, die er sich unterwegs telegraphisch von Schanghai nach Peking bestellt hatte; aber der Bote, den er mit diesem Telegramm vom Innern Chinas aus nach der nächsten viele Tagereisen entfernten Telegraphenstation gesandt hatte, muß wohl in den schon damals herrschenden Unruhen sein Ziel nicht erreicht haben. Sicher ist, daß sein Telegramm nie in Schanghai angekommen ist und in Peking keine Briefschaften für ihn lagen. Er meldete sich gleich als Freiwilliger und ward in der Verteidigung des Suwangfu verwandt, wo die dreitausend geflüchteten chinesischen Christen ein Unterkommen gefunden hatten. Seine Kenntnis des Chinesischen
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/267&oldid=- (Version vom 31.7.2018)