deren bunte Kattune, Knöpfe, Parfümfläschchen uns als Kinder manchen Groschen entlockt haben; der Eckladen von Rückheim, wo die Honoratioren des Städtchens sich abends zu einem Glase Bier zusammenfanden; das Pastorhaus mit seinen zwei alten Linden zu beiden Seiten der Türe. Damals spielten immer Pastorkinder von allen Altersstufen unter diesen Linden, und hierin wenigstens ist es heute ganz wie einst: eine ganze Reihe kleiner Pastorkinder buddeln im Sande unter den Linden, und vom Fenster aus beaufsichtigt sie die heutige Frau Pastorin und hält das Allerjüngste im Arm.
Auf dem Marktplatz steht das kleine Siegesmonument vom Kriege 70, ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen, auf einem Steinsockel sitzend. Dahinter führen Stufen zur Kirche hinauf.
Ich habe da plötzlich eine große Sehnsucht empfunden, in diese Kirche einzutreten, wo ich oft so viel schöne Vorsätze gefaßt und zum lieben Gott gebetet habe, er möge mir große heroische Aufgaben stellen, was dann doch nicht hinderte, daß ich gleich nachher über die kleinen täglichen Pflichten stolperte. Ich wollte so gerne den Altar wiedersehen, mit seinen gewundenen Säulen und den dicken, geschnitzten, zopfigen Engeln, die
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)