so holprig geblieben wie es von jeher war. Große und kleine Feldsteine, rundliche, eckige, spitzige nebeneinander in den Boden gedrückt. Die kleinen einstöckigen Häuschen erkenne ich wieder, an den Haustüren hochstämmige Rosen, deren Zweige sich jetzt mit jungen braunen Blättchen bedeckt haben. Eines der ersten Häuser trägt noch immer das Aushängeschild, auf das ein Sarg gemalt ist, und daneben steht noch die kleine Gastwirtschaft, über deren Tor zu lesen ist: »Der alte Brauch wird nicht gebrochen, hier können Familien Kaffee kochen.« Aber neben dem Altbekannten wieviel Fremdes! Eine ganze Reihe neuer Häuser, echte Vorortsvillen, anspruchsvoll und geschmacklos. Und wahrhaftig, ein richtiges Hotel, durch Gitter von der Straße getrennt, inmitten eines Gartens voll junger kümmerlicher Pflanzen. Dahinter erblicke ich den blauen Stadtsee. Ich erinnere mich seiner als einer stillen Fläche, schilfumwachsen, eine Heimat wilder Enten und Taucher. Jetzt fahren ein paar bunte Gondeln darauf, und am jenseitigen Ufer steht ein großes kastenartiges Gebäude, auf dem in goldenen Lettern die Aufschrift funkelt »Sanatorium«.
Erschrocken bin ich weiter geeilt und zum Marktplatz gekommen. Da ist alles noch ziemlich unverändert. Das Geschäft der Witwe Wronkow,
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/153&oldid=- (Version vom 31.7.2018)